Heddernheim ist um eine kulturelle Attraktion reichern: (FNP 13.12.2006)
Das literarisch-musikalische Menü gibt es mit Liedern und Texten nun im Doppelpack, serviert von zwei Autoren. Zusätzlich zu den beliebten Kochkursen der Küchenwerkstatt konnte das Ehepaar Schreuer sein Menü mit dem schwäbischen Duo Gundi Dobler und Jochen Domenico Höpfner präsentieren und dazu in gewohnter Manier Köstlichkeiten aus den Rezeptbüchern des Küchenwerkstattchefs reichen. Und die rund 30 Besucher nahmen die Einladung zur Seelenrast und Liebe bei Quiche Lorraine gerne an.
Tatsächlich fand so mancher der Zuhörer bei Höpfners Liedern auf der Gitarre und Doblers Gedichten einen neuen Zugang zu den wesentlichen Dingen des Lebens. Denn durch ihre Berufe und ihre Lebensgeschichte sind die beiden Autoren zu Lebenskünstlern geworden: Gundi Dobler arbeitet am Informationsschalter einer Bank, hilft den Kunden als gute Seele des Hauses, während die Kollegen über den Bilanzen brüten. Und Jochen Domenico Höpfner kommt als Psychologe tagtäglich mit den Konflikten des Lebens in Berührung.
Der Kontakt zu den Schreuers war bei einem Urlaub im Allgäu entstanden: „Wir wollten eben keinen dieser typischen Trachtenabende für Touristen besuchen, sondern unseren Geist mit Literatur fordern“, sagte Jürgen Schreuer zur Einführung, während sich die Gäste noch mit edlen Tropfen zu besinnlichen Worten versorgten. Einige der Teilnehmer kamen bereits aus dem Kreis der Kochkursabsolventen, genossen es sichtlich, einmal selbst bekocht zu werden. Zumal Jürgen Schreuer für Gesundheitsbewusste extra eine vegetarische Quiche mit Gemüse zubereitet hatte. Und dabei nebenher den neuesten Stand zum Thema Induktionsherd referierte.
Doch Küchentechnik wurde zur abolsuten Nebensache, als Gundi Döbler die ersten Gedichte aus ihrem Band „Seelenrast“ vorlas. Und damit Lösungen aufzeigte, wie man im hektischen Alltag Wege finden kann, um zur inneren Ruhe zu kommen, Kraft zu tanken und auch zwischenmenschliche Konflikte besser zu bewältigen. „Ich selbst sage mir dabei oft, dass viele Dinge im Leben vorherbestimmt sind und durchaus ihren Sinn haben, auch wenn wir den oft erst später verstehen.“ Kämpfen und sich arrangieren ist deshalb besser als sich im Selbstmitleid zu verlieren.
Mit Liedern von Reinhard Mey und einem selbst komponierten Tango lockerte Höpfner die Simmung, um mit seinem Buch „Die Farben der Liebe“ seine Philosophie darzulegen: Liebe ist nicht nur etwas Mitmenschliches und Erotisches, sondern gleichsam das Urprinzip, das die Welt zusammenhält. Sie begegnet uns in Zauberern und naiven Kindern, sie gibt uns Hoffnung und den Ansporn, um Kreatives zu schaffen. Und sie ist freilich auch der beste Therapeut gegen Lebenskrisen.
Während Schreuer bereits die gebrannte Spekulatiuscreme servierte, suchten die beiden Autoren den Austausch mit dem Publikum. Dem Abend mit Gundi Dobler und Jochen Domenico Höpfner können sich nun Künstler in und um Frankfurt anschließen können. Den Auftakt soll der Mundartdichter Hans W. Wolff im kommenden Frühjahr machen. Denn der gelernte Schreinermeister, Koch und Küchentechniker Schreuer bietet Nahrung nicht nur für den Körper an, sondern auch für den Kopf und die Seele. (got)