Bei Schreuers in der neuen Küche kochen, bevor sie gekauft ist

Die Küchenwerkstatt Schreuer schließt normalerweise um 18.30 Uhr. (FNP 19.07.2006)

Doch gelegentlich kann man auch nach Ladenschluss emsiges Treiben durch die Schaufenster beobachten. Da wird Gemüse geschnipselt, es werden Pilze geputzt und Kräuter gewaschen. Auf einer Holzstange im Schaufenster trocknen Nudeln, und inmitten des Treibens steht Chef Jürgen Schreuer und gibt Anweisungen. Seit sieben Jahren kocht das Ehepaar Schreuer regelmäßig mit Kunden in seinem Küchenstudio. Seit einem Jahr gehören sie zum Verbund der „Kochschulen Nr. 1“.

Diese Kochschulen, hinter denen der Küchengerätehersteller Bosch als Sponsor steht, sind Küchenstudios aus ganz Deutschland, die nicht nur Möbel und Geräte verkaufen, sondern gleich den Spaß am Kochen und Tricks für den Alltag mitgeben wollen. „Mit der Kochschule Nr. 1 sind wir die Verpflichtung eingegangen, uns auch selbst regelmäßig weiterzubilden“, erzählt Jürgen Schreuer.

Allein im vergangenen Jahr haben sich die Schreuers vier Mal Tipps und Tricks bei Profi-Köchen wie Heinz Winkler abgeschaut. „Die meisten Kollegen haben für ihre Kochschulen professionelle Köche engagiert. Die müssen natürlich erst mal lernen, wie sie auf gewöhnlichen Haushaltsgeräten kochen.“ Da ist der kochende Heddernheimer Schreinermeister im Vorteil. Dafür lernt er von den Profis, wie sich das Küchenleben noch einfacher gestalten lässt und wie es sich gesundheitsbewusst kocht. Das erworbene Know-how wird natürlich sofort an die Kunden weitergegeben.

Beim Jubiläumskurs am Wochenende boten die Kochschüler ein fast so buntes Bild wie die Zutaten: Eine Zahnärztin versuchte sich mit der ehemaligen Tollität und Vertriebschef von Radeberger, Alexander Hentschel, an einer Vinaigrette. Dieser war auf Einladung von Volker Krichbaum, stellvertretender Vorsitzender der „Fidelen Nassauer“, mit von der Partie. „Wir wollten uns für die nette Kampagne bedanken.“ Und da zur Fastnacht immer auch die Politik gehört, waren auch der CDU-Stadtverordnete Martin Daum mit seiner Frau zu Gast.

Auf dem Programm stand ein viergängiges Menü. Eröffnet von Rucola-Käse-Blättern mit Parmaschinken. Es folgte ein lauwarmer Gnocchi-Salat mit Tomaten-Pfifferling-Vinaigrette. Als Hauptgericht eine Roulade aus Lachs und Seeteufel mit hausgemachten Bandnudeln in Champagner-Estragon-Sauce. Und zum Schluss wurde noch ein Himbeer-Royale gerührt.

Doch vor dem Genuss kommt bekanntlich der Schweiß, und so wurden die Teilnehmer erst mal in Gruppen unterteilt. „Da kommen die Leute über das Kochen leicht ins Gespräch“, lachte Barbara Schreuer. Und tatsächlich, in kurzer Zeit herrschte in dem kleinen Küchenstudio eine ausgelassene Stimmung. Während die Frauen akribisch Pfifferlinge putzten, hatten sich die Herren ganz der Pizza verschrieben. Diese sollte die Mägen beruhigen, bis das Menü auf den Tisch kommt.

Doch schon die Zubereitung der Kleinigkeit hatte offenbar den Ehrgeiz der Kochschüler geweckt. Unablässig knetete Volker Krichbaum den Teig und belegte ihn mit unterschiedlichen Variationen aus frischen Tomaten und Kräutern. Zum professionellen Pizzabäcker fehlte nur noch ein letzter Schritt. „Die schwingen den Teig ja immer so in der Luft. Aber ich möchte mir nicht ausmalen, wie das bei mir danach aussieht.“ Also versuchte er weiter, den Teig auf der Arbeitsplatte in Form zu bringen. Für das Ergebnis machte es keinen Unterschied, die Kochschüler griffen begeistert zu. „Sie wissen ja gar nicht, wie lange das hier dauern kann“, sagte Martin Daum. Da brauche jeder eine Stärkung zwischendurch. Doch das Ergebnis sei fantastisch. Dafür sorgte nicht zuletzt Jürgen Schreuer. Er hatte seine Augen überall und war sofort zur Stelle, wenn ein Kochschüler Hilfe brauchte. „Wir mussten uns als kleines Unternehmen einfach eine Nische suchen. Unser Studio ist zwar klein, dafür kann aber jedes Gerät ausprobiert werden“, sagt Barbara Schreuer. Außerdem mache ihr und ihrem Mann das Kochen mindestens so viel Freude wie den Gästen. (kan)

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