Niddapark als Kräutergarten

Für Spaziergänger und Ausflügler ist der Niddapark schon lange ein Anziehungspunkt. Nun kommen auch die Kräuterkundler. Zwei Köche haben erstmals eine Gruppe über die Wege geführt – immer auf der Suche nach dem nächsten Wildkraut. FNP-Mitarbeiter Robin Göckes war dabei. (Frankfurter Neue Presse vom 05.04.2011)

Die zehnköpfige Gruppe blickt gebannt auf den Boden, geht langsam die Grünflächen entlang des geschotterten Weges ab. «Ich glaube, ich hab‘ etwas», ruft plötzlich jemand und die übrigen Teilnehmer der Exkursion ins frühere Buga-Gelände eilen herbei um gemeinsam zu bestimmen, was zwischen Gras und Moos gewachsen sein könnte. Gundermann, Knoblauch-Rauke, Bärlauch, Spitzwegerich oder doch nur irgendein Unkraut? Auf Schritt und Tritt stolpert die kleine Gruppe über ein neues Wildkraut. Immer griffbereit: Ein Buch über Heilpflanzen samt Bebilderung. Und wo die Hobby-Kräuterkundler nicht weiterkommen, können Bernd Trum und Jürgen Schreuer weiterhelfen.

Den Blick schärfen

Gemeinsam haben die beiden Köche die Exkursion in die Natur organisiert. «Uns ist es einfach wichtig, den Blick für das, was hier bei uns alles wächst zu schärfen», erklärt Schreuer. Denn: «Wir sind das ganze Jahr über von einer ganzen Fülle von Lebensmitteln umgeben. Man nimmt sie nur nicht wahr.»

Auch die Teilnehmer sind von der Vielfalt und Dichte der Wildkräuter im Niddapark überrascht. «Ich kannte Kräuter vorher eher aus dem Regal in der Küche. Aber was hier alles wächst ist schon toll», findet Oliver Sebold aus Aschaffenburg. Und auch seine Frau Vera ist begeistert: «Das sind ja alles Pflanzen, die man schon mal gesehen hat auf einer Wiese oder im Garten. Man wusste eben nur nicht, wie gut die schmecken.»

Alles sollte man aber doch nicht pflücken. «Man sollte sich schon sicher sein, was man da in der Hand hat», sagt Trum. Sonst kann die Lust am Kräutergeschmack auch schnell verflogen sein. Denn nicht alles ist genießbar. «Das meiste ist nicht wirklich gefährlich. Aber zum Beispiel vom giftigen Maiglöckchen reichen schon zwei Blätter – und das wars dann», warnt der Koch. Einen Tipp hat er noch parat: «Wenn man unsicher ist, kann man auch seinen Apotheker fragen, der kennt sich meistens ganz gut aus», verrät er.

Nicht für alle Teilnehmer des Ausflugs in die Natur war die Welt der Kräuter Neuland. Manuela Flamm-ter Meer ist als Ernährungsberaterin tätig und wusste um die Kräutervielfalt im im Park. «Und trotzdem kann man immer noch etwas lernen und sich Tipps abholen», freut sie sich. In den vergangenen Jahren will sie einen Zuwachs an Kräutern entlang der Wege entdeckt haben. «Ich glaube schon, dass das mehr geworden ist. Die Suche lohnt sich in jedem Fall», findet sie. Kräuterexperte Bernd Trum sieht das genauso. «Hier wächst schon jede Menge», befindet er. Im Vergleich zu einem Kräuterparadies wie einer Allgäuer Bergwiese ist die Kräuterdichte aber trotzdem eher gering. «Hier findet man viel. Das sind rund 15 Pflanzen auf dem Quadratmeter. Aber auf so einer Bergwiese sind es etwa 120 Pflanzen», lächelt Trum.

Ausgeprägter Jagdtrieb

Für die kleine Exkursion im früheren Buga-Areal reicht die Vielfalt aber auch so schon. Die mitgebrachten Stoffbeutel sind dank des ausgeprägten Jagdtriebs der Teilnehmer schnell gefüllt. Was man dann mit den Wildkräutern alles anstellen kann, erfuhren sie anschließend von Jürgen Schreuer. In seiner Heddernheimer Kochschule wanderten die gesammelten Kräuter sogleich in den Kochtopf. «Kräuter geben eben noch einmal das extra bisschen an Geschmack», lächelt der Koch. Und dazu muss man nicht mal in den Supermarkt, ein Spaziergang im Grünen und offene Augen reichen schon.

Mehr Informationen zum Thema Wildkräuter gibt‘s im Internet auf den Seiten von Bernd Trum und Jürgen Schreuer www.prima-leben.tv und www.schreuer-kochschule.de.

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